Kein großes Tennis im US Open-Finale
Von Matthias Nientiedt | 9.September 2014
Tja, was war das denn? Erst die überraschende Besetzung im Finale der US Open 2014 mit Kei Nishikori gegen Marin Cilic, und dann gewinnt Cilic das Ding in Rekordzeit und souverän mit dreimal 6:3.
Zuerst mal: Herzlichen Glückwunsch an Marin Cilic. Das Finale dominiert mit 6:3, 6:3 und nochmal 6:3, gar keine Diskussion, Kei Nishikori war komplett ohne Chance. Und jeder, der jetzt sagt Cilic hat ja „nur“ gegen Nishikori gewonnen: Der Japaner hat völlig verdient das Finale erreicht (immerhin Djokovic geschlagen) und Cilic selbst hat erst als Außenseiter Berdych in drei Sätzen geschlagen und danach in drei Sätzen Roger Federer eine Lehrstunde erteilt im Halbfinale.
Der sportliche Sieger Marin Cilic steht also fest, und das ohne Zweifel. Im Gegenteil mit Bewunderung: Roger Federer weggehauen und im Finale den überforderten Nishikori in die Schranken verwiesen.
Hat also der lange erwartete Wachwechsel stattgefunden? Cilic und Nishikori im Finale statt Djokovic und Federer? Auf dem Papier ja! Und ehrlich gesagt habe ich diesen Wechsel erwartet, fast erhofft. Doch nach dem Finale bin ich enttäuscht, weil es keinen Spaß gemacht hat. Was haben wir für tolles Tennis gesehen in der Vergangenheit zwischen Federer, Djokovic, Nadal und auch Murray. Aber dieses Finale hat keinen Spaß gemacht. Das kann man Cilic nicht vorwerfen, er kann nichts dafür, dass seine Gegner so schlecht sind. Aber insgesamt gibt es ein Problem bei diesem Wachwechsel: Duelle zwischen Cilic und Nishikori sind einfach nicht so interessant wie Spiele zwischen Federer und Djokovic.
Wenn Cilic und Nishikori nunmal besser sind als Federer als Djokovic aktuell, dann spielen sie verdient das Finale. Aber Finals wie heute braucht das Tennis nicht. Ich glaube, ich schaue mir jetzt als Ausgleich nochmal das Finale von 2009 an zwischen Del Potro und Roger Federer...
Krunic verpasst die Sensation
Von Matthias Nientiedt | 3.September 2014
Diese Aleksandra Krunic ist der Wahnsinn. Nach ihrem Wahnsinns-Erfolg gegen Kvitova war sie erneut krasse Außenseiterin gegen Victoria Azarenka, und konnte auch die ärgern. Azarenka, in den letzten beiden Jahren im Finale der US Open, war natürlich trotz der tollen Leistungen von Krunic klare Favoritin. Aber Aleksandra Krunic schaffte es erneut: Sie gewann Satz 1 gegen die haushohe Favoritin und ehemalige Nr.1.
Im zweiten Satz kämpfte sich Azarenka zurück, und nachdem sie diesen gewinnen konnte sah es so aus als ob Krunic die Luft ausgeht. Alle erwarteten nun eine klare Sache, doch Aleksandra Krunic, schon am Boden liegend, kämpfte sich zurück und machte es Azarenka schwer. Bis zum Ende des dritten Satzes war die Partie offen, am Ende gewann Azarenka glücklich mit 4:6, 6:4 und 6:4. Doch es war harte Arbeit, Krunic war eiskalt und jederzeit bereit die Fehler der Favoritin auszunutzen. Die kämpferische Leistung beider Spielerinnen war sensationell, vor allem Azarenka muss man ein Kompliment machen, es ist schwer genug gegen so einen starken Underdog am Ende zu bestehen, Petra Kvitova lässt grüßen.
Eine weitere junge Dame hat es dagegen nicht geschafft wir Krunic sich stark aus dem Turnier zu verabschieden: Belinda Bencic hatte heute gegen Shuai Peng keine Chance. Es war wohl auch eine Kopfsache, obwohl die Chinesin sehr stark gespielt hat. Aber Bencic war neben der Spur, einige machten sie plötzlich zur Favoritin, die 17-jährige kam damit nicht klar und versagte völlig. Trotzdem kein Vorwurf an sie, das war heute nicht repräsentativ. Sie wird noch eine ganz Große, da bin ich mir sicher!
US Open 2014 – Turnier der Überraschungen
Von Matthias Nientiedt | 1.September 2014
Diese US Open 2014 sind schon etwas Besonderes. Reihenweise hat es große Überraschungen gegeben u8nd junge, teilweise sehr junge Talente werfen etablierte Tennisspieler und vor allem Tennisspielerinnen aus dem Turnier, die als Inventar der oberen Weltrangliste gelten. Vor allem bei den Damen hat es viel Bewegung gegeben. Leider sind die deutschen Herren und Damen bis auf Philipp Kohlschreiber alle raus (der wird wohl heute gegen Djokovic folgen) und unsere hocheingeschätzten Damen haben sich leider auf der Seite der negativen Überraschungen eingereiht statt auf der Seite der aufstrebenden jungen Spielerinnen.
Insgesamt sorgen diese US Open 2014 wohl auf breiter Front für einen (im Gesamtschnitt) Generationswechsel. Da sind tolle junge Leute dabei, die uns in der Zukunft wohl noch viel Freude bereiten werden. Hier eine kleine Auflistung der größten Überraschungen und aufstrebenden, jungen Talente:
- Belinda Bencic (Schweiz): 17 Jahre alt und bereits 2 ganz große Tennis-Damen aus dem Turnier geworfen: Angelique Kerber und Jelena Jankovic. Und dabei hat die junge Schweizerin über große Strecken komplett fehlerfrei gespielt, dabei fast alles erlaufen was möglich war. Fast unglaublich das zu sagen, aber Bencic spielt einfach so lange die Bälle zurück, bis ihre Gegnerinnen einen Fehler machen. Und dabei spielt sie sicherer und frecher als eben Kerber und Jankovic. Von Bencic, die von der Hingis-Familie gefördert wird, werden wir noch viel hören!
- Aleksandra Krunic (Serbien): Die Qualifikantin war bereits gegen Madison Keys klare Außenseiterin und konnte die zweite Runde überstehen, aber anschließend gelang ihr das vermeintlich Unmögliche: Sie schlägt die Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova, die in den Matches bevor und beim Turnier in New Haven, des sie direkt vor den US Open gewinnen konnte, keinen einzigen Satz abgegeben hatte. Die 21-jährige Krunic spielt agressiv bei ihrem ersten Auftritt auf höchstem Niveau und unglaublich souverän. Ich bin mir sicher, hier wächst eine ganz Große der nächsten Jashre heran!
- Catherine Cartan Bellis (USA): 15 Jahre alt und Dominika Cibulkova bei den US Open herausgeworfen. Wären nicht Bencic und Krunic da hätte ich gesagt, das ist die größte Sensation. Und natürlich ist es ein Wahnsinn für eine 15-jährige so ein Match zu gewinnen, sie hat Megatalent. Trotzdem: Viele Weltklasse-Juniorenspielerinnen haben Probleme beim Wechsel auf die Seniorentour. Ob das jetzt eine Eintagsfliege war oder ob sie sich konstant auf der WTA-Tour etablieren wird bleibt abzuwarten. Die anschließende Niederlage gegen die unbedeutende Zarina Diyas war wohl dem großen Erfolg geschuldet. Für Konstanz wie bei Bencic und Krunic ist sie natürlich noch zu jung. Aber mal abwarten was da noch kommt.
- Dominic Thiem (Österreich): Der 20 Jahre alte Österreicher kommt jetzt nicht völlig überrschend in den Fokus, doch mit welcher Klasse er sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht hat bzw. gerade macht ist beeindruckend. 3-Satz-Sieg gegen Lacko, dann Gulbis niedergekämpft und anschließend den favorisierten Lopez in drei Sätzen klar dominiert. Mit Dominic Thiem hat Österreich seit langer Zeit endlich mal wieder einen echten Weltklassespieler, der seine besten Jahre sicher noch vor sich hat. An Thiem werden wir noch viel Spaß haben!
Und dann sind da ja auch noch junge Leute wie Nick Kyrgios, die schon oben angekommene Eugenie Bouchard, der Federer-Zögling Grigor Dimitrov, das kanadische Aufschlagwunder Milos Raonic und viele andere. Die etablierten Spitzenprofis müssen sich also umsehen. Thiem, Krunic und Bencic sind ja noch im Turnier, vielleicht erleben wir ja noch eine weitere Sternstunde eines dieser Talente.