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  • Wimbledon wirbelt Kräfteverhältnis im Profitennis auf

    Von Matthias Nientiedt | 31.Juli 2014

    Es ist das bekannteste und prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt: Wer es gewinnt, trägt sich unweigerlich in die Geschichtsbücher dieser Welt ein. Die Schlacht am Rasen in Wimbledon ist wieder einmal geschlagen – und mischt die Bestenlisten im Profisport deutlich auf.  

    In einem Nerven zerfetzenden Finalspiel der Herren holte sich der Serbe Novak Djokovic in ganzen fünf Spielsätzen den Sieg über den Schweizer Roger Federer. Der Weg zum Titel gestaltete sich dabei mit zahlreichen Höhen und Tiefen durchaus steinig. Nach vier Stunden räumte ein völlig erschöpfter und zu Tränen gerührter Djokovic ein, dass er nun verstehe, warum Federer der Grand-Slam-Champion mit 17 Titeln sei.

    Während das Wimbledon-Finale der Herren von der Ausdauer her an einen Marathon erinnerte, gestaltete sich das Damenfinale eher wie ein Sprint – und zwar zugunsten der Tschechin Petra Kvitova. Sie gewann gegen ihre Kontrahentin Eugenie Bouchard in zwei äußerst klaren Sätzen, nämlich mit 6:3 und 6:0. Dabei glich der Finaleinzug des Shootingstars aus Kanada einem Feldzug: Mit keinem einzigen Satzverlust preschte sie in das Finale, um dort dann in 55 Minuten zu verlieren.

    Dass Djokovic, Kvitova und Co. spielen können, war schon vor dem Grand Slam in Wimbledon klar – dennoch sorgte der bekannteste Rasen der Welt für Überraschungen. Der Aufstieg einiger zuvor als Außenseiter eingeschätzter Spieler und Spielerinnen sorgte für Aufsehen. Zwei prominente Beispiele für ein allmählich neu aufkommendes Kräfteverhältnis im Profitennis sind die beiden Stars Serena Williams und Rafael Nadal. Während Williams in der dritten Runden gegen Alize Cornet das Handtuch werfen musste, scheiterte Nadal im Achtelfinale am Australier Nick Kyrgios. Dieser spielte sein erstes größeres Turnier und qualifizierte sich erst über die Vergabe einer Wildcard für den Wettbewerb in London. Auch die beiden Top-Spieler David Ferrer (Spanien) und Ernests Gulbis (Lettland) mussten sich früh geschlagen geben und das Turnier auf den Zuschauerrängen beenden.

    In Wimbledon gab es nicht unbedingt viele Überraschungen – die, die es jedoch gab, waren allerdings wirklich unerwartet. Wenn es um das Top-Klassement geht, dann sind es wieder einmal die ganz Großen gewesen, die sich am Londoner Rasen bewährt haben. Die Tennis-Weltrangliste zeigt, wer aktuell die besten Spieler der Welt sind – Beispiele wie Kyrgios beweisen aber, dass auch Spieler jenseits der Top 10 immer wieder für eine Überraschung gut sind. Auch die Quoten internationaler Buchmacher belegen das: Bekam man laut Oddsportal für das Match gegen Nadal etwa den 8.81fachen Einsatz zurück, verbesserte sich das nach Kyrgios’ Gewinn schlagartig auf 3,17. Ähnliche Veränderungen waren auch bei Interwetten Sportwetten zu verzeichnen – die Quoten von als Außenseiter eingeschätzten Spielern, sind nach Kyrgios Gewinn deutlich gestiegen.

    Welche Spieler bei den bevorstehenden ATP Turnieren in Bogota, Bastad und Istanbul den Sieg holen können und somit auf der Weltrangliste weiter steigen, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Zu den Favoriten zählen unter anderem Richard Gasquet , Radek Stepanek, Olivia Rogowska undMichaëlla Krajicek.

    Hamburg: Kohlschreiber und Zverev im Halbfinale

    Von Matthias Nientiedt | 19.Juli 2014

    Schöner Erfolg für Michael Stich, den Organisator des ATP-Turniers am Hamburger Rothenbaum, der das Turnier wieder zu einem Publikumserfolg gemacht hat. Und natürlich ein noch größerer Erfolg für Philipp Kohlschreiber und vor allem Alexander Zverev. Die beiden stehen am heutigen Samstag im Halbfinale. Insofern gibt es gute Chancen, dass auch das Finale mit deutscher Beteiligung stattfinden wird.

    Und hier stehen zwei deutsche Tennisspieler im Finale, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Da ist zum einen Philipp Kohlschreiber, der Routinier und die deutsche Nr. 1. Kohlschreiber hat zuletzt in Düsseldorf gewonnen und scheint auf heimischem Boden immer besonders motiviert zu sein. Von ihm haben die Zuschauer ein erfolgreiches Turnier erwartet und darauf gesetzt. Diese Erwartungen hat er erfüllt, gewann jeweils in zwei Sätzen gegen Elias, Simon und Rosol. Nun steht er im Halbfinale gegen Leonardo Mayer und ist klarer Favorit.

    Aber im anderen Halbfinale steht ein 17-jähriger Deutscher (bei dem Wort „17-jähriger Deutscher“ dürften jedem deutschen Tennis-Fan die Erinnerungen hochkommen), mit dem niemand gerechnet hat: Alexander Zverev. Der Junge spielt gerade das Turnier seines jungen Lebens: Im ersten Match auf dieser Bühne ein lockerer Sieg gegen Robin Haase mit 6:0 und 6:2, danach zweimal 7:5 gegen Mikhail Youzhny, anschließend 6:4 und 7:6 gegen den Sandplatz-Spezialisten Santiago Giraldo. Im Viertelfinale schien Zverev dann erstmals Nerven zu zeigen, er verlor den ersten Satz gegen Landmann Tobias Kamke mit 0:6. Aber er schüttelte die Nervösität ab und gewann das Match am  noch (die Sätze 2 und 3 endeten 7:5 und 6:3 für Zverev). Nun trifft er im Halbfinale auf den Weltranglisten-Siebenten David Ferrer. Der Spanier ist ja auch ein absoluter Sandplatz-Profi auf Weltklasse-Niveau, außer Nadal hat er auf Sand nur wenige zu fürchten. Da wird der sympathische Zverev keine Chance haben, aber alleine dieses Match zu spielen wird ihm weiterhelfen.

    Zverev ist übrigens der erste 17-jährige seit 2006, der bei einem ATP-Turnier so weit gekommen ist. Damals schaffte es Marin Cilic.

    Als deutscher Tennis-Fan darf man also auch am Sonntag auf ein tolles Finale hoffen, das wird sehr wahrscheinlich Kohlschreiber gegen Ferrer heißen.

    Djokovic gewinnt Wimbledon und heiratet

    Von Matthias Nientiedt | 16.Juli 2014

    Er ist wieder die Nummer 1 der Welt, hat gerade seinen siebten Grand Slam-Titel in der Tasche, frisch verheiratet, seine Frau erwartet ein Baby – und macht erst mal Urlaub. Diesen hat sich Novak Djokovic mehr als verdient. Es scheint aktuell einfach perfekt zu laufen in seinem Leben. Und wir deutschen Tennis-Fans fühlen uns irgendwie auch zumindest ein bißchen beteiligt, denn der sympathische Serbe hat ja mit Boris Becker den deutschen Tennis-Star Deutschlands überhaupt an seiner Seite als Trainer. Dass er nun ausgerechnet in Wimbledon nach einem mehr als dramatischen Match in Boris Beckers Wohnzimmer wieder an die Spitze der Weltrangliste rückt passt komplett ins perfekt Bild, dass Novak Djokovic gerade abgibt. 6:7 (7:9), 6:4, 7:6 (7:4), 5:7, 6:4 gegen Roger Federer in einem unglaublich engen und hochklassigen Match, das war schon beeindruckend.

    Nicht minder beeindruckend war angeblich die Hochzeit von Novak Djokovic mit seiner schwangeren Jugendliebe Jelena, so berichtete Boris Becker als Gast während einer Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Auf einer Insel in Montenegro hat wohl eine echte Märchenhochzeit stattgefunden wenn man den Berichten glauben darf. Dass Djokovic unseren Bobbele nun übertrumpft hat in Sachen Grand Slam-Siegen (Boris Becker hat sechsmal triumphiert) scheint diesen nicht im geringsten zu stören. Im Gegenteil, man hat den Eindruck Boris Becker ist ein wichtiger Baustein im Team Djokovic geworden und dieser ist stolz darauf, sieht den Erfolg als Spieler und Trainer in Wimbledon gewonnen zu haben, ganz wie Franz Beckenbauer mit dem Weltmeistertitel im Fußball.

    Jetzt also gönnt sich die Nr.1 eine kleine Pause und seine Flitterwochen. Boris Becker hat also wieder ein bißchen mehr Zeit zum Poker spielen oder online zu zocken, wie es auch Leute wie Romain Gomez gerne tun. Wann Djokovic wieder zurück auf der Tour erscheint hängt vielleicht auch mit dem erwarteten Nachwuchs zusammen. Natürlich ist Djokovic viel zu sehr Sportsmann als dass er auf ein wichtiges Turnier verzichten will, doch wo bei dem Familienmensch im Zweifel die Prioritäten liegen dürfte klar sein. Aber im Sport ist es ja häufig so, dass frisch gebackene Väter erst recht zu Höchstleistungen fähig sind. Und wer soll einen Papa Djokovic dann noch schlagen…?